Das Herdenbewusst-Sein

Foto: Raimund Kniffki - Pferdeherde
Foto: Raimund Kniffki - Pferdeherde

 

Als ich mir den Film „Mustang-Makeover“ angesehen habe, stellte sich mir die Frage, warum diese unverbrauchten Wildpferde so anders sind als unsere heimischen Pferde.

 

Mittlerweile denke ich, dass ich weiß woran das liegt.

 

Diese Pferde haben jahrelang in der Wildnis, ohne jeglichen Kontakt zu Menschen gelebt. Sie haben das erlebt, was unsere Pferde nur noch sehr begrenzt erleben, nämlich ein kollektives Herdenbewusstsein.

 

Sie wurden erst durch das Einfangen von ihrem kollektiven Bewusstsein getrennt und machten nun erst die Erfahrung, wie es ist aus dem Herdenverbund und der damit verbundenen Sicherheit herausgerissen zu werden. Was sie aber (soweit ich das sehen und fühlen konnte) alle mitgenommen haben, ist ein immenses Ur-Vertrauen.

 

Pferde als Fluchttiere sind darauf angewiesen, dass sie in der Herde verbunden sind, denn wenn ein Pferd eine Gefahr sieht, wissen alle Pferde zeitgleich, dass da etwas Bedrohliches entdeckt wurde. Alle Pferde heben gleichzeitig den Kopf und gucken in dieselbe Richtung!

 

 

 

Dieses kollektive Bewusstsein gibt Sicherheit.

 

 

 

Wenn wir Menschen nun ankommen und ein Pferd aus diesem Verbund herausnehmen, geht die Verbindung verloren und, wenn die Verbindung zu ihrem Menschen noch nicht stabil ist, sie sich noch nicht sicher fühlen, kann es dazu fühlen, dass das Pferd damit nicht einverstanden ist. Das Pferd ist sich plötzlich (vielleicht das erste mal) seiner Individualität bewusst und das kann Angst machen!

 

 

Wie fühlt sich nun ein solches kollektives Bewusstsein an? Können wir Menschen das auch fühlen?

 

Ja, können wir. Es gibt Situationen da können auch wir Menschen ein solches Gefühl der Verbundenheit empfinden und es ist großartig.

 

 

Aber auch zu einer Pferdeherde können wir einen solchen Kontakt, eine solche Verbindung herstellen. Ich möchte euch einmal eine Situation schildern, wie ich sie erlebt habe:

 

 

Unsere Wallachherde wurde auf eine Wiese gestellt, wo sie, um zur Tränke zu kommen, durch ein kleines Stück Waldweg gehen mussten. Durch tagelangen Regen war dieser Weg aufgeweicht, große Pfützen auf dem Weg und ein paar Bäume die umgefallen waren, machten es den Pferden nahezu unmöglich diesen Weg zu gehen.

 

Ich entschied mich dafür zu versuchen der Herde den Weg zu zeigen und sie durch diesen Weg zu führen. Ich nahm als Pedro, mein eigenes Pferd, und dachte nun – die anderen werden wohl folgen. Die dachten aber gar nicht dran. Also musste ich wieder durch den Matsch zurück, um ein anderes Pferd zu holen. Ich schnappte mir also eins der ersten Pferde und dachte nun „Okay, wenn ich mit ihm zusammen diesen Weg gehe, werden die anderen wohl nachkommen!“. Weit gefehlt.

 

Das Pferd was ich vorwitziger Weise als erstes dafür „nutzen“ wollte, erklärte mir an der ersten großen Pfütze, dass er sich nicht traut. Ich musste ihn wieder gehen lassen.

 

Alle anderen liefen in heller Aufregung durcheinander, denn ich denke sie spürten sehr wohl, was ich vor hatte. Ich wagte also einen Versuch, denn es erschien mir plötzlich als ziemlich klar, dass ich mit meinem Verstand nicht das richtige Pferd finden würde.

 

Ich stellte also mental die Frage an die Herde, welches Pferd sich freiwillig zur Verfügung stellen würde und … es kam eines der jüngeren Pferde, gefolgt von einem älteren Pferd, auf mich zu. Ich legte dem Jungen den Strick um den Hals und dreht mich um … da ging er einfach wieder. Das ältere Pferd bliebe stehen und sah mich an.

 

In diesem Augenblick verstand ich … und es war wirklich ein Gefühl der Verbundenheit mit allen Pferden … DAS ist das Pferd, was mit mir den Weg geht.

 

Tatsächlich gingen wir entspannt die Hälfte des Weges, bis die Herde in vollem Galopp folgte und der Rest des Weges kein Problem mehr darstellte.

 

Dann gab es noch zwei Nachzügler die den Anschluss verpasst hatten. Auch bei Ihnen stellte ich mich hin und fragte einfach, wer von beiden sich zur Verfügung stellt und … das erste Pferd ging an mir vorbei in Richtung Waldweg. Das zweite Pferd hielt bei mir an und sah mich auffordernd an. Auch hier legte ich einen dünnen Strick um den Hals und ging los. Am Waldeingang wartete das erste Pferd, welches sich uns anschloss als wir vorbei gingen. Ab der Hälfte des Weges konnte ich die beiden dann auch ziehen lassen.

 

 

 

Als ich die Herde auf der Waldlichtung mit der Tränke dann sah, empfand ich durchaus so etwas wie Dankbarkeit und Freude.

 

 

 

Was ich damit sagen möchte ist, wenn du dich darauf einlässt, wenn du dich der Möglichkeit öffnest und ein Frage in das kollektive Feld der Pferde gibst, dann bekommst du eine Antwort!

 

Für mich kann ich die Frage nach dem Zugang zu dem Kollektivfeld der Pferdeherde als eindeutig mit JA beantworten und ich kann sagen, dass es jedem Menschen möglich ist. Ob nun mit der Herde oder „nur“ mit dem eigenen Pferd. Du wirst antworten bekommen, sofern du Fragen stellst!

 

 

 

Was ist dafür erforderlich fragst du? Im Moment Sein, Stille in dir und „sehen wollen“!

 

Dann kannst du in der Herde Sein und ich darf dir sagen, dass das ein großartiges geborgenes sicheres vertrauensvolles Gefühl ist!

 

 

 

Lass dich drauf ein!

 

 

Darf gerne geteilt werden

 

Horse-Human-Harmonie, 09.12.2017