Belfur

Belfur Foto: Raimund Kniffki
Belfur Foto: Raimund Kniffki

Belfur, Lusitano, ca. 11 Jahre alt, seit 4 Monaten bei seiner Besitzerin, frisch kastriert.

Emotionen wie Traurigkeit, Resignation, "Nicht-verstanden-werden", abgeschnitten-sein, zugeschnürte Kehle und Brustkorb schlugen mir beim Betreten des Paddocks entgegen. Tränen schossen mir in die Augen, der Hals verknotete sich zu einem Klumpen, meine Atmung wurde schwer. Ich konnte minutenlang nicht reden. Es fühlte sich sehr sehr schwer an. Ein Thema ist sicher die noch recht frische Kastration.
Das waren aber nur ein paar oberflächliche Emotionen die ich durchleiten konnte. Sein Herz ist (noch) verschlossen. Es war ein Anfang!

Energetisch ist er ab 4. Chakra nach hinten abgeschnitten. Er nimmt sich selbst nicht wahr, ist mental sehr zurückgezogen. Vermutlich ist auch im Becken eine große Baustelle. Die Koordination der Hinterbeine ist manchmal sehr schwierig für ihn
Energetisch hab ich versucht eine Verbindung der chakren wieder herzustellen, was etwas schwierig ist, da das Pferd sehr auf (innere) Abwehr eingestellt ist. Das äussert sich bei ihm gegenüber dem Menschen mit Ignoranz. Gegenüber seiner Besitzerin ist er aber schon respektvoll, was sie sicher ihrem sehr achtsamen Umgang mit Belfur zu verdanken hat. Gegenüber Pferden reagiert er oft mit Aggression.
Aus seiner Vergangenheit ist leider nicht viel bekannt, sodas wir erstmal mit dem arbeiten müssen was ist.
Energetisch werde ich jetzt mal schauen, was er noch so vergraben hat und vielleicht bekomme ich das eine oder andere schon gelöst.
Last euch nicht einreden das euer Pferd euch verarscht! Pferde tun sowas nicht.
Es geht nicht darum sich mal durchzusetzen, sondern um verstehen und helfen!
Hilf deinem Pferd mit liebevoller Klarheit und Konsequenz, sich in dieser Menschenwelt zurecht zu finden. Dann kommt der Rest von alleine.

Foto: Jelena Fiedler - 4 Wochen später
Foto: Jelena Fiedler - 4 Wochen später

In den letzten 5 Wochen hat die Besitzerin mit ihrem Pferd "normal" weiter gearbeitet. Unterstützend habe ich ihr eine für das Pferd passende Bachblütenmischung gemacht, die sie ihm nun begonnen hat zu geben.

Von zu Hause aus habe ich in dieser Zeit zwei Fernbehandlungen mit dem Pferd gemacht und sogenannte eingeschlossene Emotionen gelöst.

Ca. 3 Wochen nach meinem Besuch kam der Besitzerin der spontane Gedanke, dass "heute" der richtige Tag sei um aufzusteigen und eine kleine Runde zu Reiten. Da Belfur mittlerweile sehr viel entspannter war, nicht mehr so viel Stress mit anderen Pferden hatte und die Stimmung von beiden gut war, hat sie sich auf seinen Rücken gesetzt und beide haben ihre erste Reitstunde - ohne große Schwierigkeiten - absolviert. Das Spazierengehen über den Hof ist völlig unpoblematisch geworden und selbst gegenüber Stuten ist er mittlerweile eher der Gentlemen als Rabauke.

Jelena hatte sich eigentlich eine Frist bis Ende des Jahres gesetzt, um zu entscheiden, ob Belfur bei ihr bleiben darf. Sie hat in der Zwischenzeit diese Entscheidung getroffen und - als wir uns darüber unterhalten haben - auch ihrem Pferd gegenüber geäußert, dass er bei ihr bleiben darf. Es geht hier nicht darum, dass nun jeder seinem Pferd seine Liebeserklärung ins Ohr flüstern soll sondern es geht um Spannungen und Unsicherheiten. Bin ich noch zögerlich, weil ich nicht weiß, ob das Pferd wirklich bei mir bleibt, so merkt ein Pferd das!

 

Nach nunmehr 5 Wochen habe ich die beiden zu einer Folgebehandlung und einem Training im RoundPen besucht und habe ein sehr viel "leichteres" Pferd vorgefunden. Es hat mir nicht mehr den Brustkorb eingeschnürt, als ich den Paddock betreten habe, sondern eher ein Gefühl von "das ist okay".

Ich habe mir dann mit den Händen einen Eindruck von seinem energetischen Zustand geholt und habe diesmal auch seine noch relativ frische Kastrationsnarbe mit "angesehen".

Das Ergebnis war immer noch sehr ungesund:

Die Kastrationsnarbe war, im Gegensatz zur Umgebung, deutlich kälter. Alle auf dem Rücken liegenden Chakren waren geschlossen und die Verbindung untereinander bestand teilweise, wurde aber durch die geschlossenen Chakren nur sehr düftig genutzt.

Also hab ich die Narbe manuell entstört, die Chakren geöffnet und wieder in ihre linksdrehende Spiralform gebracht, sowie die Verbindungen zwischen den Chakren zum Laufen gebracht.

 

Das alles ist keine Garantie dafür, dass das System sich nicht doch wieder, zumindest Teilweise, in den alten gestörten Zustand zurück bewegt. Es ist immer auch eine Frage, was ursächlich für die Störung war. Bei Belfur konnte ich nur davon ausgehen, dass die Ursache weit in der Vergangenheit liegt und hoffen, dass Geist und Körper nicht länger an diesem Zustand festhalten wollen.

Man darf dabei nie vergessen, dass Körper und Geist ihren bis dahin gewohnten Zustand verlassen und kein Therapeut oder Arzt einen Menschen oder ein Pferd zwingen kann gesund zu werden. Auch Pferde müssen gesund werden wollen, damit die Selbstheilungskräfte wirken und auch geistige Veränderungen eintreten können.

Eine große Veränderung gab es dann auch anschließend im RoundPen.

Pferd und Besitzerin kreiselten sehr harmonisch durch den 20m Kreis. Es gab KEINE Diskussionen. Natürlich waren die Baustellen offensichtlich. Fehlende Balance des Pferdes ist insbesondere deutlich erkennbar gewesen, aber wo sollte es auch herkommen.

 

Im Anschluss danach hatten andere Einsteller einen kleinen Gelassenheitsparcour auf dem Reitplatz aufgebaut. Jelena wollte unbedingt die Gelegenheit wahrnehmen und mit ihrem Belfur. Ich möchte mir an dieser Stelle mal jeglichen Kommentar ersparen und nur eines noch erwähnen: Das was an diesem Tag "ging", war noch 6 Wochen vorher nicht mal ansatzweise möglich, da Belfur den Platz nicht betreten hat!

Alle Fotos wurden mir von Jelena Fiedler zur Verfügung gestellt und von Sophie Kunterbunt Photographie gemacht.

Auch mich hat diese massive Veränderung verblüfft, aber letztlich entscheidet das PFerd über das Tempo der Heilung. Belfur hat es mittlerweile anscheinend eilig wieder "gesund" zu werden. Jetzt, da er seinen Menschen hat und das Erlebte hinter sich lassen kann.

 

Sicherlich werde ich nochmal zu den Beiden fahren, denn die Eingliederung in die Herde steht noch aus.

Belfur sollte eigentlich bereits in die Herde integriert werden, aber da er Eisen trägt und, gemäß Schmied auch tragen muss, wird das erst zur Wintersaison was, wenn er die wesentlich weicheren Duplos bekommt.

So fügt sich manchmal das Schicksal, wenn alle in die "richtige" Richtung arbeiten, und gibt diesem Pferd noch 2 Monate mehr Zeit, um mit sich, seiner Umwelt und den ganzen Veränderungen die passiert sind und wahrscheinlich auch noch weiter passieren werden, klar zu kommen.

 

Jedes Pferd hat eine zweite Chance verdient. Und manchmal bekommen sie die auch, wenn solche Besitzer wie Jelena mit ihrem Belfur, andere Wege als die üblichen beschreiten.

 

Vertrau deinem Gefühl und die Lösung wird dich finden!

 

Horse-Human-Harmonie, 16. September 2018