Bodenarbeit - Vertrauen aufbauen

Foto: Raimund Kniffki mit Pedro
Foto: Raimund Kniffki mit Pedro

Wenn ich in die sanften Augen eines Pferdes sehe, werde ich mir der Unendlichkeit des Universums bewusst. Es wird gesagt: Sieh in die Augen eines Pferdes und du erkennst dich selbst!
Wenn ich meinen kleinen Spanier von der Weide hole, ist es meist so, dass er mich ansieht und ich stehen bleibe. Wir gucken uns dann oft Sekundenlang an, bis ich mich dazu entscheide mich umzudrehen und in Richtung Ausgang zu gehen. Ich muss mich meistens nicht umdrehen, denn ich weiß das er mir folgen wird.
Es gibt Tage, das folgt er nicht sofort. Warum auch immer er sich dann dazu entscheidet. Dann hole ich Ihn dort ab, wo er gerade steht. Dieses Pferd vermittelt so viel Freundlichkeit und Sanftmut, dass es ansteckend ist, aber auch er hat Tage die anders sind als andere Tage! Vielleicht liegt es dann auch an mir.


Er nähert sich Hunden mit seiner kleinen Rüsselnase so vorsichtig und schnüffelt an ihnen, fragt so vorsichtig auch bei Menschen nach, ob es einen Keks oder eine Streicheleinheit gibt, dass kaum jemand widerstehen kann.
Der Umgang zwischen Mensch und Pferd sollte geprägt sein von dieser Sanftheit, dieser Vertrautheit und Gewissheit, dass der andere nichts „böses“ im Schilde führt.

Der Mensch ist oft derjenige der energetisch zuviel macht. Da wird gestraft, sich geärgert und an dem Pferd ausgelassen oder einfach nur beim „in die Schranken weisen“ zuviel Energie in die eigenen Handlungen gesteckt und das Pferd versteht oft nicht Warum!

Es ist unsere Aufgabe unseren Handlungsrahmen vorzugeben und für die Einhaltung zu sorgen. Schon aus Sicherheitsaspekten ist es wichtig, dass das Pferd unseren Indivdualraum respektiert. Respekt und Vertrauen entstehen aber nur, wenn der Mensch dem Pferd mit Respekt und Vertrauen begegnet. Wenn der Mensch mit aller Freundlichkeit und Bestimmtheit den eigenen Raum wahr- und einnimmt, aber auch den Raum des Pferdes respektiert! Ich gehe nicht ungefragt in den individuellen Raum meines Pferdes, ohne mir vorher seine Aufmerksamkeit und sein Okay zu holen! Ich warte immer bei den letzten 2-3m darauf, dass das Pferd meiner Einladung folgt und auf mich zu kommt!

Innerhalb des gesteckten Sicherheitsrahmens gibt es aber noch ganz viel, was das Pferd vielleicht darf oder eben nicht. Es gilt immer das Pferd mit derselben Energie zurück zu schicken, die das Pferd in den „Regelverstoß“ einbringt. Nicht mehr und nicht weniger. Und Ja, auch dann wenn es das 1000ste mal ist … immer mit freundlicher sanfter Konsequenz!

Wenn dein Pferd mal nicht „gut drauf“ ist, nimm es wie es ist. Es gibt noch mehr Tage, an denen du üben kannst!
Wenn meine Stute verliebt und rossig ist, kann ich sie getrost wieder zu ihrer Herde bringen, denn alles andere würde bedeuten sich mit ihr anzulegen, obwohl ich weiß, dass sie emotional und mental keine Arbeit leisten kann. Eben, weil sie es in diesem Moment gar nicht leisten kann! Es wäre mehr als unfair sie dann in eine Situation zu bringen, die für uns beide nicht förderlich, sondern nur destruktiv sein kann. Als Mensch ist es meine Aufgabe das zu sehen und für uns beide, im Sinne der Partnerschaft, zu entscheiden! Dann ist mein Pferd an anderen Tagen auch bereit mit mir an gestellten Aufgaben zu arbeiten!

 

Zu wieviel Prozent vertraust du deinem Pferd? 100% oder nur 99% ?

 

Liegt dein Fokus durch deine Sorge oder deine Befürchtungen auf dem 1% oder auf den 99%?

 

Was meinst du wie sehr du deinem Pferd vertrauen kannst? Vielleicht soviel wie du dir selbst vertraust?

 

Wie wäre es, wenn du einmal deinem Pferd 100%ig vertraust, es respektierst, dich voll auf dein Pferd einläßt und es als das Pferd wahr nimmst das es jetzt in diesem Moment ist?