Pferdegedanken XXI - Pedro Talks

Foto: Raimund Kniffki
Foto: Raimund Kniffki

Pferde sind Fluchttiere - das solltest du nie vergessen. Das Erste was Pferde tun, wenn sie keinen anderen Ausweg mehr kennen, ist flüchten. Auf auf und davon ...!!

 

Ein Kumpel erzählt mir, dass er früher in einer Wildpferdeherde aufgewachsen ist. Seine Menschen dort waren sehr entspannt. Wenig Energie, keine Aufregung. Seine Leben war sehr gechillt, wie ihr Neuzeitmenschen sagen würdet.

Dann kam die heutige Besitzerin und ritt das Pferd zur Probe. Sehr entspannt. Auf dem Platz fast etwas faul, draussen im Gelände zügig vorwärts.

Gesehen, geritten und gekauft.

 

Auf dem neuen Hof angekommen und eingelebt entwickelte er sich aber anders. als seine Besitzerin es erwartet hatte. Er wurde "wach", ja fast aufmüpfig. Er klebt an seinem neuen Paddock- Kumpel und war auch auf dem Reitplatz kaum von ihm zu trennen.

Eines Tages war sein Kumpel mit seiner Reiterin schon 20 m voraus, als sein Reiter dann endlich Platz nahm und er beschloss seinem Kumpel hinterher zu rennen. Buckeln und hüpfend bockte er über den Platz.

Danke seiner Größe konnte der Reiter es sitzen, aber die Besitzerin hat erkannt, dass es für den eigentlichen Zweck, nämlich für einen Schulbetrieb, nicht geeignet war.

Sämtliche Verkaufsoptionen zogen nicht wirklich. So beschloss sie kurzerhand dass das Pferd bei ihr bleiben würde. Der Gedanke, dass jedes Pferd einen Grund hat zu seinem Menschen zu finden, lies sie nicht mehr los und sie wusste immer, dass dieses Pferd einen Zweck haben wird. Nur welchen!?

 

Nun lernte die Besitzerin einen Trainer kennen. Der spielte mit dem Pferd gefühlte 15 min. in den das Pferd wie abgestochen über den Platz tobte. Linksrum, rechtsrum .... und wieder linksrum. Der Trainier guckte sich das ganze Spiel geduldig an und wartete.

 

Nach gefühlten 15 min. blieb das Pferd stehen und guckte den Menschen verblüfft an. Bisher waren die Menschen immer lustig hinter ihm hergerannt und waren lustig aufgeregt. Dieser Mensch war anders ...

 

In dem Augenblick, wo das Pferd stehenblieb und ihn mit großen Augen ansah, drehte der Mensch sich um und ging weg.

 

Die Augen vom Pferd wurden noch größer. Er wusste nicht mehr was das nun soll, denn bisher hatten die Menschen (aus diesem Hof) anders reagiert. Sehr oft sind sie eben nicht stehengeblieben, haben sich nicht abgewandt, sondern voller Energie hinter ihm her und haben ihm noch mehr Energie mitgegeben, als er sowieso schon hatte.

Die Schwierigkeit ist, dass er kein wirklich extrovertiertes Pferd ist. Er friert eher ein bevor er in die Luft geht und das ist für Menschen die andere Pferde gewöhnt waren schon schwer zu erkennen, dass müssen wir mal schon zugeben. Aber die Besitzerin wollte nun von dem Trainer wissen, was dieses Pferd für eine Aufgabe hat und warum gerade sie dieses explosive Pferd bekommen hat.

 

Die Schwierigkeit war den Charakter des sensiblen Wildpferdes zu erkennen. Er ist zuckersüß. Verträgt aber nur wenig Druck. Ein wenig mehr als gut ist, hält er kurzzeitig aus, muss dann aber weg und es geht nicht um wollen, sondern wirklich um nicht anders können. Es ist keine bewusste Entscheidung des Pferdes, denn er kann es einfach nicht aushalten. In dem Augenblick, wo das Glas überläuft, dreht er auf der Hinterhand um und ist weg. Wie das geht, dass keiner der Menschen ihn halten kann, dass hat er mittlerweile gelernt.

 

Was ist also die Erkenntnis?

 

Wenig ... ganz wenig Energie im Training. Keine Longierpeitsche, kein ständiges wedeln beim Longieren und keine unbestimmten Bewegungen die das Pferd nicht deuten kann. Eindeutige Signal etablieren, die lange genug stehen gelassen werden, damit das Pferd nachdenken und die Anfrage annehmen kann. Keine überfallartigen Kommandos mehr, nur noch ruhige, sanfte Bewegungen und Kommunikation aus sehr großer Entfernung. Es war klar zu erkennen, dass ein "Bewegen" des Pferdes über eine Entfernung von 20 m kein großes Problem ist. Er reagiert deutlich auf die menschliche Postion. Also war klar, das 5 m Longierzirkel mit Peitsche und unklaren Kommandos einfach "zuviel" ist. Dann ist er in der Lage dem Menschen zu folgen und macht es auch. Erst etwas skeptisch, aber er folgt seinem Menschen!

 

Also liebe Leute, lasst euch gesagt sein: Weniger ist mehr. 

Rennt euch das Pferd weg oder läßt sich nicht einfangen - Weniger ist mehr.

Lasst euch nicht von dem ganzen Zubehör-Blödsinn und den Hilfloszügeln einlullen. Das Einzige was ihr braucht ist den Willen zur Ruhe zu kommen und euch das Pferd einfach mal anzusehen. Entschleunigt das Training und gebt ihm die Zeit selbst zu entscheiden bei euch sein zu wollen, denn dann fangt ihr an einen Freund an eurer Seite zu haben!

 

Denk dran .... zuviel Energie und das Pferd wird dir den Mittelhuf zeigen, denn ....

 

Wir sind Pferde, wir sind Fluchttiere!

 

horse-human-harmonie, 27.04.2017

 

 

 

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