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Pferdegedanken XXII - Pedro Talks

Foto: raimund Kniffki /Lena 2010
Foto: raimund Kniffki /Lena 2010

Die Nähe zu einem Pferd ist für euch Menschen immer irgendwie schwierig. Wir Pferde spüren, wie es dem Menschen geht und nehmen ihn wie er ist.

Was uns verwirrt, ist das Menschen oftmals mit ihrem Körper eine andere Aussage machen, als sie tief im Inneren fühlen. Damit können wir schlecht umgehen, weil wir dann unsicher und ängstlich werden.

Aber wir Pferde sind emotional davon abhängig uns auf Gefühle und das Fühlen von anderen Wesen einzulassen. Ob es nun der Herdenkumpel ist, der plötzlich eine Gefahr bemerkt und die gesamte Herde zeitgleich den Kopf hebt - weil wir es eben alle auch zeitgleich spüren - oder ob es das Raubtier in 100m Entfernung ist, welches sich auf Schleichfahrt nach einem potentiellen Opfer umsieht.

Es ist für uns Überlebenswichtig.!

 

Menschen sind da anders.

 

Wenn wir im Roundpen spielen frage ich meinen Menschen öfter mal, ob ich zu ihm kommen darf. Lange Zeit ging das nicht. Er war gefangen in seinen gelernten Denkmustern. In etwa so was wie "Das Pferd darf nicht bestimmen / Der Mensch hat das sagen / Das Pferd darf nicht entscheiden" usw. Dabei sind manche Menschen lustig. Sie sehen manchmal in uns Pferden Eigenschaften die wir gar nicht haben. In meiner Freundin Lena (die schicke Dame auf dem Bild) wird oft ein dominantes Pferd gesehen. Nur, weil sie ein wenig extrovertierter ist und manchmal ihre Aufregung es schwer macht mit ihr umzugehen , ist sie doch aber noch lange nicht dominant, oder? Und dem Menschen gegenüber wäre Dominanz doch totaler Quatsch. Wir Pferde sind Fluchttiere und keine Raubtiere. Um etwas zu kämpfen ist Raubtiermentalität. Deshalb projezieren Menschen in Pferde oft eine gewisse Dominanz hinein. Komischerweise ist der einzige Effekt, dass die meisten dann eine ganz schöne Angst vor ihrem dominanten Pferd entwickeln.

 

Warum macht ihr Menschen so etwas? Wir Pferde kennen so etwas wie Konkurrenz mit dem Menschen nicht. Wozu auch? Was hätten wir davon mit euch konkurrieren zu wollen? Ihr habt nichts was uns interessieren würde! Aber wir sind trotzdem bereit uns darauf einzulassen, denn wir Pferde sind gesellige soziale Wesen und unternehmen gern etwas mit euch Zweibeinern. Ihr putzt uns, gebt uns ein wenig Abwechslung und manchmal befriedigt ihr auch unser Bedürfnis nach Abenteuer. nicht zu vergessen, das wir euch auch wirklich gern haben können.

 

Warum sorgt ihr also dafür das wir auf Abstand bleiben? Ist Distanz etwas womit ihr Menschen einfach besser umgehen könnt? Habt ihr soviele Abwehrmechanismen aufgebaut, dass ihr auch ein Pferd nicht lange in eurer Nähe ertragen könnt?

Wenn ihr Menschen die Vorstellung davon aufgebt, wie Nähe auszusehen hat oder wie es sich anfühlt, dann seit ihr bereit zu echter Nähe und zu echter und tiefer Verbindung! Dann könnt ihr auch zulassen das wir im Roundpen gemeinsam etwas tun. Ob ich nun wunschgemäß auf dem Hufschlag laufe oder an deiner Seite, du vorneweg läufst und ich dich fange oder andersum ... es ist dann völlig egal. Dann sind wir zwei Wesen die gemeinsam Spielen! Dann haben Zeit und Raum keine Bedeutung mehr. Zwei Wesen werden zu Einem. Sie handeln wie ein Wesen, sie fühlen wie ein Wesen, sie reagieren wie ein Wesen.

 

Keine Konkurrenz, keine Dominanz, keine Distanz - dafür Nähe, Vertrauen und Intuition!

 

Versuchs mal und berichte mir, was du erlebt hast!

 

Euer Pedro